1 Verbotene Liebe
In der Stadt Antiochia lebte ein gewisser König Antiochus, von welchem die Stadt selbst den Namen Antiochia empfangen hat. Dieser hatte eine Tochter, ein sehr schönes Mädchen, n dem die Natur nichts verkehrt gemacht hatte, außer, dass sie es sterblich gemacht hatte. Als diese das heiratsfähige Alter erreichte und ihre Schönheit zunahm, erstrebten viele die Ehe mit ihr und traten mit dem Versprechen einer hohen Mitgift an.
Aber als der Vater überlegte, welchem er seine Tochter zur Heirat geben solle, verfiel er, als er von unangemessener Leidenschaft gezwungen wurde der Liebe zu seiner Tochter, und begann sie anders zu lieben, als es sich für einen Vater gehört. Während er mit dem Wahnsinn ringt, mit dem Schmerz kämpft, wird er von der Liebe besiegt; jenen verläßt das Pflichtgefühl, und er hat vergessen sich wie ein Vater und wie ein Gatte zu fühlen.
Und an einem gewissen Tag, als er den Schmerz / die Wunde in seiner Brust nicht mehr ertragen konnte, drang er beim ersten Tageslicht / im Morgengrauen in das Schlafgemach seiner Tochter ein; er befahl den Sklaven wegzugehen, als ob er ein geheimes Gespräch mit seiner Tochter halten wollte, und - dass, was er nicht machen durfte - er nahm seiner Tochter, die sich lange Zeit wehrte die Jungfräulichkeit, und ging, nachdem er das Verbrechen begangen hatte, aus dem Schlafgemach hinaus.
Seit diesem Tag zeigte er sich seinen Bürgern als pflichtgetreuer Vater, zu Hause aber führte er sich wie der Ehemann seiner Tochter auf. Und um das gottlose Ehebett immer genießen zu können, fällte er folgenden Entschluss um die Heiratsbewerber zu vertreiben: “Wer auch immer für die von mir vorgelegte Frage eine Lösung findet, bekommt meine Tochter zur Hochzeit; wer sie aber nicht findet, wird getötet.
Selbst wenn jemand zufällig durch das Wissen der Literatur die Lösung für die Frage gefunden hatte, wurde er getötet, als ob er nichts gesagt hätte, und sein Kopf wurde über dem Tor aufgehängt.
2 Das Rätsel des Antiochus
Und doch eilten von überall sehr viele Könige, von überall Fürsten wegen der unglaublichen Schönheit des Mädchen herbei, weil sie den Tod verachteten.
Und der König Antiochus übte diese Grausamkeiten aus, als ein gewisser junger sehr reicher Mann, der König von Tyrus namens Appolonius, mit dem Schiff nach Antiochia gelangte und ihn von der königlichen Leibwache zum König zugelassen so begrüßte: “Sei gegrüßt, Herr, König Antiochus. Und weil niemand deinen Anstand übertroffen hat, komme ich ohne Verzögerung zu dir. Ich stamme aus einem königlichen Geschlecht und erstrebe die Ehe mit deiner Tochter.” Weil der König hörte, was er nicht hören wollte, sah er den jungen Mann mit einer zornigen Miene an und sagte so zu ihm: “Junger Mann, ich erkenne deinen Wunsch. Aber kennst du die Bedingung für die Heirat?” Und jener sagte zu ihm: “Ich kenne sie und ich sah an dem Haupttor den Kopf eines jungen Mannes.” Der König sagte: “Höre also die Frage: Ich werde vom Verbrechen verschleiert, ich genieße das mütterliche Fleisch.
Als der junge Mann die Frage empfangen hat ging er für kurze Zeit vom König weg; nachdem er über diese weiße nachgeforscht hat, fand er unter Hilfe eines Gottes die Lösung, ging zum König hinein und sagte so: “Herr König, du hast mir eine Frage vorgelegt; höre also die Lösung. Was hast du gesagt: “Ich werde vom Verbrechen verschleiert”, meine Meinung ist, dass du nicht gelogen hast; sieh dich an. Und was hast du gesagt: “Ich erfreue mich am mütterlichen Fleisch”, und dieses war auch nicht gelogen; sieh deine Tochter an.” Als der König sah, dass der junge Mann die Lösung für die Frage gefunden hat, so sagte er zu ihm: “Du bist klug, junger Mann, du hast eine hohe Begabung; trotzdem irrst du dich, und sagst etwas falsches. Du verdienst einen gewissen Tod, aber du hast dreißig Tage Zeit: denke noch einmal darüber nach. Und wenn du zurückkehrst und die Lösung für die von mir vorgelegte Frage gefunden hast, bekommst du meine Tochter zur Frau.”
Diese Antwort beunruhigte den jungen Mann und er versuchte mit seinem gelösten Schiff seine Heimat Tyrus zu erreichen.
3 Knapp dem Tod entronnen
Nachdem der junge Mann abgereist war, rief König Antiochus seinen sehr treuen Sklaven mit dem Namen Thaliarchus zu sich und sagte zu diesem: “Thaliarchus, ich weiß, dass Appolonius von Tyrus die Lösung für meine Frage gefunden hat. Diese dürfen die Bürger niemals hören! Steige also ohne Verzögerung auf ein Schiff um den jungen Mann zu verfolgen, und wenn du nach Tyrus in seine Heimat gekommen bist, suche nach einem seiner Feinde, der ihn entweder mit dem Schwert oder mit Gift tötet. Nachdem du zurückgekehrt bist, empfängst du die Freiheit.”
Nachdem der junge Mann abgereist war, rief König Antiochus seinen sehr treuen Sklaven mit dem Namen Thaliarchus zu sich und sagte zu diesem: “Thaliarchus, wisse, dass Appolonius von Tyrus die Lösung für meine Frage gefunden hat. Diese dürfen die Bürger niemals hören! Besteige also ohne Verzögerung ein Schiff um den jungen Mann zu verfolgen, und wenn du nach Tyrus in seine Heimat gekommen bist, suche nach einem seiner Feinde, der ihn entweder mit dem Schwert oder mit Gift tötet. Nachdem du zurückgekehrt bist, wirst du die / deine Freiheit erhalten.” Nachdem Thaliarchus dieses gehört hatte nahm er sein Vermögen und zugleich Gift, bestieg ein Schiff und erreichte die Heimat des unschuldigen jungen Mannes. Trotzdem gelangte Appolonius früher zu seiner Heimat, ging in sein Haus hinein und forschte, nachdem er seinen Bücherschrank geöffnet hatte, in allen über die Philosophie verfaßten Büchern nach. Und als er nichts anderes gefunden hatte, außer dem, was er sich schon überlegt hatte, sprach er zu sich selbst sagend: “Was tust du, Appolonius? Du hast die Frage des Königs gelöst, seine Tochter aber nicht bekommen. Deshalb ist es nicht zweifelhaft, dass es aufgeschoben worden ist, um dich zu töten.” Und er befahl Schiffe mit Getreide beladen zu lassen. Auch Appolonius selbst bestieg heimlich mit wenigen sehr zuverlässigen Sklaven, die ihn begleiteten ein Schiff, wobei viel Geld, und ebenfalls sein bestes Kleidungsstück, mit sich führte, und sich bei der ersten Nachtwache dem tiefen Meer überlieferte / übergab / anvertraute.
Am anderen / nächsten Tag wurde nach ihm in seinem Staat von seiner Bürgerschaft um eine Begrüßung gefragt, aber er war nicht zu finden. Es gab das Gerücht, dass Appolonius tot sei.
Es geschah, dass eine Menschenmenge zitterte und, dass von der ganzen Menge gewaltige / ungeheure Wehklage erklang. Denn die Liebe seiner Bürger ihm gegenüber / zu ihm war so groß, dass für eine lange Zeit die Barbiere / Friseure keine Kundschaft hatten, die Schauspiele aufgehoben und die Bäder geschlossen wurden.
4 Rettung in höchster Not
Nachdem der Sturm sich zu einem sanften Lufthauch verändert hatte, stand Appolonius nackt an der Küste, schaute auf das stille / friedliche Meer und sagte: “O Neptun, Herrscher des Meeres, Täuscher der unschuldigen Menschen, hast du mich deshalb schiffbrüchig und arm aus der Flut gerettet, damit der grausame Antiochus mich umso leichter verfolgen kann! Ich bin unsicher, wohin ich gehen soll, (und) welche Richtung ich einschlagen soll. Oder wer kann / wird mir helfen?”
Und während er bei sich über dieses nachdachte näherte er sich einem gewissen altem Mann, der von einem schmutzigen Mantel umgeben wurde. Und er warf sich vor dessen Knien nieder und sagte unter Tränen: “Erbarmt euch meiner, wer ihr auch immer seit, helft einem Schiffbrüchigen, der nicht aus einer geringen Familie stammt. Und damit ihr wißt, wessen ihr euch erbarmt, ich bin Appolonius aus Tyrus, der Fürst meines Vaterlandes. Hilf mir, damit ich lebe.”
Als der Fischer das verlassene Gesicht des jungen Mannes sah, wurde er von Mitleid bewegt, hob ihn auf, führte ihn, ihn an der Hand haltend, in sein Haus und legte ihm eine Mahlzeit vor, wie er es konnte.
Nachdem der Sturm sich zu einem sanften Lufthauch verändert hatte, stand Appolonius nackt an der Küste, schaute auf das stille / friedliche Meer und sagte: “O Neptun, Herrscher des Meeres, Täuscher der unschuldigen Menschen, hast du mich deshalb schiffbrüchig und arm aus der Flut gerettet, damit der grausame Antiochus mich umso leichter verfolgen kann! Ich bin unsicher, wohin ich gehen soll, (und) welche Richtung ich einschlagen soll. Oder wer kann / wird mir helfen?”
Und während er bei sich über dieses nachdachte näherte er sich einem gewissen altem Mann, der von einem schmutzigen Mantel umgeben wurde. Und er warf sich vor dessen Knien nieder und sagte unter Tränen: “Erbarmt euch meiner, wer ihr auch immer seit, helft einem Schiffbrüchigen, der nicht aus einer geringen Familie stammt. Und damit ihr wißt, wessen ihr euch erbarmt, ich bin Appolonius aus Tyrus, der Fürst meines Vaterlandes. Hilf mir, damit ich lebe.”
Als der Fischer das verlassene Gesicht des jungen Mannes sah, wurde er von Mitleid bewegt, hob ihn auf, führte ihn, ihn an der Hand haltend, in sein Haus und legte ihm eine Mahlzeit vor, wie er es konnte.
Und um damit sein ganzes Mitleid noch zu verstärken, zog er seinen Mantel aus, teilte ihn in zwei gleiche Teile und übergab ihm einen mit den Worten: “Nimm das, was ich habe, und geh in die Stadt, vielleicht findest du jemanden, der sich deiner erbarmt. Und wenn du niemanden findest, kehre hierhin zurück, und arbeite und fange Fische mit mir; wie auch immer die Armut ist, es reicht für uns (aus) / es genügt für uns. Um jenes / deswegen ermahne ich dich, dass du, wenn du durch die Begünstigung eines gewissen Gottes deinen Verwandten zurückgegeben wirst, Rücksicht auf das Elend meiner Armut nimmst.” Apoolonius sagte zu ihm / zu diesem: “Wenn ich nicht an dich denken werde, werde ich wieder Schiffbruch erleiden und ich werden keinen finden der dir ähnlich ist.”
5 Ein Spitzensportler im “Gymnasium”
Und er sagte dieses schlug den ihm gezeigten Weg ein und ging in das Tor der Stadt hinein. Und während er bei sich überlegte, woher er Hilfe bekommen kann, sah er einen jungen der über die Straße lief, und mit sehr lauter Stimme schrie und rief: “Hört, Bürger, hört Fremde, freigeborene und Sklaven: der Sportplatz ist geöffnet.” Nachdem Appolonius dieses gehört hatte, zog er sich den Mantel aus, ging auf den Sportplatz, benutzte Öl / rieb sich mit Öl ein, und fragte sich, während einzelnen Übungen zusah, wer ihm an Kraft und Schnelligkeit gleichkommen könne, aber er fand keinen.
Dann ist Architrates, der König einer gewissen Stadt, mit einer Schar Höflinge / Schützlinge / Begleiter, hineingegangen. Während dieser spielend mit den seinen stritt, näherte sich von einem Gott begünstigt Appolonius der Menschenmenge des Königs. Und während der König spielte hob er plötzlich einen Ball auf und schlug ihn mit genau berechneter Geschwindigkeit / Schnelligkeit zurück, und als er zurückkam schlug er ihn wieder noch schneller zurück hatte aber nicht die Absicht zu fallen. Dann wußte König Archistrates, als er sah, dass der junge Mann seine Glieder so schnell bewegte, sowohl nicht, wer es ist / sei, und / als auch nicht, wem er beim keinem Ballspiel ebenbürtig war, sah seine Höflinge / Schützlinge / Begleiter an und sagte: “Geht weg, Höflinge / Schützlinge / Begleiter Denn dieser junge Mann, wie ich vermute, ist mi mir zu vergleichen.” Und als die Höflinge / Schützlinge / Begleiter weggegangen waren, schlug Appolonius den Ball so schnell und geschmeidig zurück, dass sowohl für den König, als auch für alle, die anwesend gewesen waren, wie ein große wunder schien.
Aber als Appolonius sah, dass er von den Bürgern gelobt wird, nähert er sich ruhig dem König, dann reibt er den König mit geschickten Händen und mit so geschmeidigen Bewegungen mit Salbe ein, dass aus dem alten, ein junger Mann wurde. Dann ging er hinaus gab ihm fröhlich die rechte (Hand), danach ging er weg.
6 Der geheimnisvolle Fremde
Plötzlich kam die schöne Tochter des Königs, ein blendendes junges Mädchen hinein. Sie gabt ihrem Vater, und danach allen bei Tisch liegenden Freunden einen Kuß. Sie kehrte zum Vater zurück und sagte: “Guter König und bester Vater, wer ist dieser junge Mann, der dir gegenüber auf dem Ehrenplatz liebt, und den irgend etwas durch seine traurige Miene schmerzt?” Der König antwortete ihr: “Dieser junge Mann hat auf dem Sportplatz die Aufgabe meines besten Dieners verrichtet, deswegen habe ich jenen zum Essen eingeladen. Es ziemt sich für dich, sehr schlaue Tochter, alles zu wissen.”
Vom Vater aufgefordert ging das Mädchen also zu Appolonius hin und sagte: “Mag auch deine Schweigsamkeit dich trauriger machen, dein edles Aussehen aber zeigt deinen Adel. Aber wenn es ist für dich nicht beschwerlich, sag mir deinen Namen und deine Schicksalsschläge.” Appolonius sagte: “Wenn du nach meinem Namen fragst, man nennt mich Appolonius, wenn du nach meinen Reichtümern fragst, ich habe sie im Meer verloren.” Öffne dich mir, damit ich dich kennenlerne kann.”
Als Apollonis aber alle seine Schicksalsschläge dargelegt hatte begann er nach dem Ende des Gesprächs zu weinen. Als der König ihn weinen sah, sah er seine Tochter an und sagte: “Liebe Tochter, du hast einen Fehler begangen, als du den Namen und alle Schicksalsschläge des jungen Mannes kennenlernen wolltest, welcher ihm alte Schmerzen erneuerte. Also, liebe und weise Tochter, nachdem du die Wahrheit erfahren hast, ist es gerecht, dass du ihm deine Freiheit wie einer Königin zeigst.” Das Mädchen aber sah Appolonius an und sagte: “Du bist schon unser, aber es soll dir nicht an irgend etwas fehlen / mangeln, junger Mann; höre auf zu weinen. Und weil die Großzügigkeit meines Vaters mir dieses erlaubt, werde ich dich mit Geschenken versehen / beschenken.”
7 Ein “Star” bei Hofe
Als der König die Große Güte seiner Tochter sah freute er sich sehr und sagte zu ihr: “Schön geborene, befehle ihm die Lyra herbeizubringen, lindere die Sorgen des jungen Mannes und erfreue ihn beim Gastmahl.” Das Mädchen aber befahl ihm die Lyra zu sich zu bringen. Aber sobald sie sie erhalten hatte, mischte sie mit übermäßiger Schönheit ihre Stimme und die Klänge der Lyra. Alle Gäste rings herum begannen sich zu wundern und sagten: “Nichts kann besser sein, nichts kann schöner sein, als das, was wir hören!”
Allein Apollonius schwieg unter ihnen. Der König sagte zu ihm: “Apollonius, was für eine häßliche Sache machst du. Alle loben meine Tochter in der Kunst der Musik; weshalb schweigst du allein und lobst sie nicht?” Apollonius sagte: “Herr und König, wenn ihr es mir erlaubt, werde ich meine Meinung sagen: denn ich fälle mein Urteil über eure Tochter über die Kunst der Musik, nicht darüber was diese gelernt hat. Schließlich befahl ihm die Lyra zu geben, und ihr werden wissen sofort, was ihr vorher nicht wußtet.” König Archistrates sagte: “Apollonius, ich erkenne, dass du reich an allem bist.”
Und er zog das Gewand eines lyrischen Dichters an, krönte seinen Kopf mit einer Krone, ging in das Speisezimmer hinein und stand so da, so daß die am Tisch liegenden ihn glaubten, dass er nicht Apollonius sondern Apoll ist. Und in der so geschaffenen Ruhe / Stille mischte sich der Gesang Apollonius´ mit den Klängen der Lyra. die einzelnen um den Tisch liegenden begannen zusammen mit dem König zu rufen: “Nichts kann besser sein, nichts kann schöner sein!” Danach legte er die Lyra beiseite und schlüpfte in das Aussehen eines Komödienschauspielers und bat mit bewundernswerter Hand unhörbare Handlungen. Und es gefiel trotzdem so gut, dass alle Freunde des Königs bekräftigten, dass sie so etwas niemals gehört und niemals gesehen haben.
8 Krank vor Liebe
Unter dessen begann die Tochter des König sobald sie sah, dass der junge Mann in alle Künsten bemüht und begabt ist, in einem wilden Feuer zu brennen: sie fiel in unendliche Liebe. Der Gesichtszug und die Worte des Apollonius blieben hängen und hefteten sich in die Brust des Mädchens, und als jene sich an den Gesang erinnerte glaubte sie, dass er einer der Götter ist. Ihre Sorge gab weder den Augen Schlaf, noch dem Körper Ruhe. Wachend drang sie in der ersten Stunde in das Schlafzimmer ihres Vaters ein. Als der Vater sie sah, sagte er zur Tochter: “Liebe Tochter, was ist, dass du am Morgen außerhalb deiner Gewohnheit noch / schon wach bist?” Das Mädchen sagte: “Meine gestrigen Studien weckten mich auf. Deshalb will ich erreichen, Vater, dass du mich in einer Kunst unerfahrene unserem Gast Apollonius übergibst, damit ich dessen Studien versehen kann.” Der König aber war voll von Freuden / freute sich sehr und befahl, den jungen Mann zu sich zu rufen. So sagte er zu diesem: “Apollonius, meine Tochter wünscht die Vollendung deiner Bemühungen von dir zu (er-) lernen, damit sie dich nachahmen kann. Ich will deshalb erreichen, dass du dem Verlangen deiner Tochter gehorchst, und ich schwöre bei den Kräften meines Reiches, dass ich dir auf dem Land alles wiedergeben werde, was dir das zornige Meer geraubt hat.” Als Apollonius dieses gehört hatte unterrichtete er das Mädchen, wie auch er selbst es gelernt hatte.
Und es verstrich nur kurze Zeit, als das Mädchen die Wunde der Liebe auf keine Weise mehr ertragen konnte, und sie begann, nachdem sich ihre Farbe geändert hatte, krank im Bett zu liegen / liegen zu bleiben. Sobald der König sah, dass seine Tochter in eine plötzliche Krankheit gefallen war, zog er, sich um das Mädchen sorgend, Ärzte hinzu. Als diese gekommen waren fühlten sie den Puls, untersuchten jeden einzelne Körperteile und fanden keinen einzigen Grund für die Krankheit.
9 Eine frohe Nachricht
Nachdem aber sechs Monate vergangen waren, als sich der Bauch des Mädchens schon gewölbt hatte, sah Apollonius, während er bei Mondschein mit dem Mädchen an der Küste spazieren ging, ein prächtiges Schiff und erkannte, daß dieses aus seiner Heimat war; er wandte sich um und sagte zum Steuermann: “Sagt mir: woher bist du gekommen?” Der Steuermann sagte: “Aus Tyrus.” Apollonius sagte: “Du nennst den Namen meines Vaterlandes.” Der Steuermann sagte zu ihm: “Du bist also aus Tyrus?” Apollonius sagte: “Wie du sagst, so ist es.” Der Steuermann sagte: “Hast du irgend etwas über den Fürsten jenes Vaterlandes namens Apollonius?” Apollonius sagte: “Ich kenne jenen, wie mich selbst.” Der Steuermann erkannte die Worte nicht und sagte: “Ich bitte dich, daß du ihm, solltest du ihn irgendwo sehen, jenes sagst: Freue dich, weil der sehr böse Antiochus, der die Herrschaft innehatte und grausam geherrscht hatte, während er mit seiner Tochter geschlafen hat durch einen göttlichen Blitz getötet und bestattet worden ist; wenig später sind Wahlen veranstaltet worden, um einen König zu wählen; dort ist von der Partei der Optimaten durchgesetzt worden, daß König Apollonius Antiochus nachfolgt.”
Als Apollonius aber dieses gehört hatte, wendete er sich zu seiner Ehefrau und sagte: “Liebste Ehefrau, bitte erlaube, daß ich, weil ich zum König bestimmt worden bin, aufbrechen kann, um die Herrschaft aufzunehmen.”Als die Eherfrau ihn aber gehört hatte, wollte sie mit ihm aufbrechen, sie sagbten unter Tränen: “Lieber Gatte, wenn du in der Ferne Geschäfte betreiben und Kriege führen willst, willst du sicherlich zum Teil mit mir eilen; nun aber, während du anwesend bist, willst du mich zurücklassen?Wir werden mit dir segeln! Wo acu immer du sein wirst, sei es auf dem Land, sei es auf dem Meer, Leben oder Tod sollen uns beide erfassen!”
10 Ein neuer Schicksalsschlag
Während inzwischen Apollonius unter ungeheurer Trauer mit dem Schiff fuhr, kam er, weil er von einem Gott gelenkt wurde nach Tarsus, ging vom Schiff hinab und strebte zum Haus von Stranguillio und dessen Ehefrau Dionysas, Freunde, die er zwölf Monate zuvor besucht hatte. Als er diese begrüßt hatte, legte er ihnen traurig alle seine Schicksalsschläge dar. Aber jene weinten trauernd über die verlorene Ehefrau, beglückwünschten ihn aber zu der geretteten Tochter.
Apollonius schaute seine Freunde an und sagte: “Liebste Gastgeber, ich will die Herrschaft, die für mich bereitgestellt wurde nicht annehmen, weil ich meine liebe Ehefrau verloren habe, und ich kann weder zum Schwiegervater, dessen Tochter ich im Meer zugrunde gerichtet habe, zurückkehren, noch will ich die Muße genießen, ich werden mich Handelsgeschäften widmen. Deshalb ist es nötig, dass ich euch meine Tochter anvertraue: Als eure Tochter wird sie von euch wenige Monate größer aufgezogen werden, auch, weil ihr sie mit gutem und schlichtem Geist aufnehmen und sie nach dem Namen der Heimat Tarsia nennen sollt. Außerdem vertraue ich euch auch den Namen Lycoride der Amme meiner Ehefrau an und ich will, dass ihr meine Tochter aufzieht und beschützt.”
Nachdem er dieses gesagt hatte, über gab er das Kleine Kind, er übergab Gold, Silber, sowohl Geld, als auch wertvolle Kleider, und er schwur tapfer sich weder den Bart noch die Haare noch die Fingernägel zu schneiden, wenn nicht vorher seine Tocher verheiratet ist. Aber jene stauneten, weil er so ernst schwur, als wollte er den Erziehern seiner Tochter große Treue versprechen. Apollonius aber bestieg wenig später ein Schiff und und gelangte über das tiefe Meer strebend zu den uznbekannten und weiten Gebieten Ägyptens.
11 Die eifersüchtige Mutter
An einem gewissen Feiertag trat Dionysias mit ihrer Tochter Philotimias und dem Mädchen Tarsia in der Öffentlichkeit auf. Alle Bürger priesen Tarsia, von der sie sahen, dass sie außergewöhnlich schön war: “Ein glücklicher Vater, dessen Tochter Tarsia ist! Jene aber, die an ihrer Seite steht, ist viel häßlicher.” Als Dionysias aber hörte, dass sie Tarsia lobten und ihre Tochter tadelten, wurde in Wahnsinn gewendet und begann, allein sitzend, folgendes zu überlegen: “Ihr Vater Apollonius ist vor vierzehn Jahren von hier aus aufgebrochen und ist niemals gekommen, um seine Tochter zurückzunehmen und schickte uns auch keinen Brief. Ich meine, dass er tot oder im Meer umgekommen ist. Seine Amme aber ist gestorben: ich habe niemanden als Rivalen. Es muss unbedingt geschehen, dass ich jene mit dem Schwert oder mit Gift umbringe; und ich werde meine Tochter mit deren Schmuck schmücken. Und wenn jener zufällig zurückkehren sollte, werde ich den Verdacht mit erfundene Worten von mir lenken.”
Und während sie dieses bei sich ausführte, wurde ihr gemeldet, dass ihr Verwalter namens Theophilus gekommen ist, den sie zu sich rief und zu ihm sagte: “Wenn du deine Freiheit zusammen mit einer Belohnung willst, bringe Tarsia um.” Der Verwalter sagte:” Was hat das Mädchen den verbrochen, die so unschuldig ist wie niemand sonst?” Die Verbrecherin sagte: Willst du mir schon nicht gehorchen? Tue das, was ich dir befehle. Wenn du dich aber weigerst zu gehorchen, wirst du den Zorn deines Herrn und deiner Herrin fühlen, der, wie du weist, schrecklich ist.” Der Verwalter, der die Bestrafung fürchtete, sagte: “Und auf welche Weise kann das / dieses geschehen?”
13 Auf dem Sklavenmarkt
Es drohte äußerste Gefahr, als plötzlich Piraten ankamen um zu rauben, entdeckten den Menschen bei dem Verbrechen und riefen: “Verschone sie, Barbar, verschone das Mädchen und töte sie ja nicht! Denn diese ist unsere Beute, und nicht dein Opfer.” Als der Verwalter aber die Stimme hörte, schickte er sie weg, floh und fing an sich hinter den Grabmal zu verstecken. Die Piraten führten das Schiff an die Küste brachten das Mädchen herbei und fuhren über das tiefe Meer.
Sie brachten Tarsia schließlich nach Mytilene, mit dieser Stadt sie ein Gemeinschaftsbündnis geschlossen hatten. Dort stellten sie sie zwischen den übrigen verkäuflichen Sklaven auf. Als aber ein Bordellbesitzer, ein Mann von großer Zügellosigkeit, von dem Mädchen, welches sehr teuer war, dass auf dem Marktplatz zum Verkauf angeboten wurde, hörte, wollte er weder einen Mann, noch eine Frau kaufen wenn nicht /außer das Mädchen Tarsia; und er begann sich zu beeilen, um sie für jeden beliebigen Preis zu kaufen.
Was mehr? Das Mädchen wurde dem Bordellbesitzer zugesprochen, von dem sich in das Bordell geführt wurde. Athenagora, der wusste, dass es wichtiger war die Tugend des Mädchens zu schützen, als ihre Freiheit, kam früher an und ging mit verhülltem Haupt in das Bordell hinein. Auch Tarsia kam an, warf sich vor seine Knie und sagte: “Erbarme dich meiner!” Als sie ihm alle ihre Schicksalsschläge dargelegt hatte, sagte der Fürst / Edle von Anstand bewegt: Wir kenne die Schläge des Schicksals: wir sind Menschen. Auch ich habe eine jungfräuliche Tochter.
14 Unerwartete Begegnung
Und Apollonius sagte zu dieser: “Bei Gott ich beschwöre dich, mich nicht weiter zur Freude anzutreiben, damit ich scheine, dass /als ob ich meine Vorfahren beileidige.” Aber das Mädchen empfand Schmerz darüber, dass ein Mann von solcher Klugheit sterben wollte, ergriff sein Gewand und versuchte ihn zum Licht hinauszuführen. Aber jener stieß das Mädchen weg, erhob sich und brachte diese zu Fall.
Nachdem diese hingefallen war, begann Blut aus ihrer Nase auszutreten, und das Mädchen setzte sich hin, begann über sein Schicksal zu weinen und sagte unter großer Trauer: “O macht der Himmel, die ihr duldet, dass ich Unschuldige von so großen Unglücken von der eigenen Wiege an mürbe gemacht werde!
Denn sofort, nachdem / als ich im Meer zwischen den Fluten und Stürmen geboren worden bin, ist meine Mutter an jenem schwarzen Tag gestorben. Ich bin in der Wiege von Strangulio und dessen Frau Dionysias abgelegt worden und bin mit meinem Vater zusammen mit königlichen Gütern / mit königlichen Schmuck übergeben worden, für welchen ich bis zur treulosen Ermordung gekommen bin und wegen denen es befohlen worden ist, dass ich von einem Sklaven bestraft werde. Aber als jener mich töten wollte, erschienen Piraten, die ihn daran hinderten mich zu töteten, brachten mich zu dieser Provinz hinüber, und ich bin von einem gottlosen Bordellbesitzer in die Sklaverei weggeführt worden bin. Man sagt, dass mein Vater im Meer umgekommen ist.”
Und als dieses ihm ähnliche Mädchen das weinend gesagt hatte, umarmte sie Apollonius, begann vor Freude zu weinen und sagte: “Du bist meine Tochter Tarsia, du bist meine einzige Hoffnung, du bist das Licht meiner Augen, von dir bin ich getröstet worden, während ich weinend vierzehn Jahre lang / über vierzehn Jahre um deine Mutter getrauert habe. Jetzt kann mein Leben fröhlich weitergehen, weil mir meine Hoffnung zurückgegeben worden ist.”